If you want this in English, you need to complain – I switched to German…
Plus I have finally arrived in Palenque – 3-4 hours later than planned. Would I have been smart enough to ask for a direct bus……. But hey, that way I’ve been to Tabasco (which I think is cool) and seen Villahermosa bus station…………………. My hotel here is the best, I just hung out in a hammock for an hour listening to the jungle and roaming through my pics.
I owe you some for los dias, to follow soon.
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Genieße die Busfahrt.
Gerade wird mir klar, warum IT-Consultorio komisch war in meinem Versuch gestern Abend, zu erklären, was ich so arbeite. Hier sind überall Consultorios Medicos….
Mein spanisches Lieblingswort heute auf der Taxifahrt zur Busstation: Neuroticos anonymicos. Oder so ähnlich. Die anonymen Neurotiker? Sensationell. Hätte ich die mal früher gesehen…..
Merke gerade, dass ich auf Deutsch angefangen habe, zu schreiben. Mir fehlt auf Englisch grad was, ich habe tatsächlich Bedürfnis, mich auszudeutschen 🙂
In Sachen Sprache: Mein Italienisch – gestern getestet – ist fürchterlich verhunzt. Es durchsetzt sich ganz von alleine mit Spanisch… Und ich verstehe Spanisch echt gut. Sprechen ist immer noch soso. Hab ich erzählt? Mein Highlight in D.F., die Frage nach wo ist der Oxxo-Shop (zum Handy-Aufladen) – Och-cho-Shop ist der Augenladen, korrekt heißt es Okskskskso… Die wussten nicht, was sie will, die turista…… Immerhin hat mir eben der Einheimische an der Tankstelle, also eher an der der-Bus-macht-Pause-Stelle und Barbara-isst-Tamales-Stelle con carne perro sin puerco…. Also der hat mir erklärt – ich würde doch Spanisch lernen oder sprechen. Und ich konnte dem furchtbar kitschigen Film im Bus – diesmal mit öffentlicher Laufstärke (Primera classa ist halt nicht platin classa, gell) – gut folgen. Der kleine Junge, der den Hund zurück zu seinem Besitzer, dem Presidente de los Etados Unidos (oder Estados??), gebracht hat.
Dafür funktioniert mein Französisch einwandfrei, auch wenn ich mitdenken muss (solange ich keinen Alkohol getrunken hab).
Im Zweifel: ohne Worte…
Ich hab grad ausgiebig im Bus geschlafen, obwohl ich schon gestern früh ins Bett bin. Die Gesundheit und eine gewisse Sorge darum begleitet mich – und ich frage mich, ob das hierher gehört. Was ist eigentlich der Zweck eines Reiseblogs – zu dokumentieren, dass ich noch lebe? Den alternativen Reiseführer schreiben? Der ziemlich schlecht wäre, denn dafür bräuchte es mehr Recherche……. Was macht das denn spannend, zu lesen? Der Wettstreit wer was wo wieviel gesehen hat? Frag mich das tatsächlich, weil mir mindestens auf facebook alles ins Auge fällt, was über die Reisen aller Betroffenen berichtet. Die schicksten Photos..?
Na ja ich find das fast ein bisschen langweilig und zwischendurch war ich schon von meinem eigenen Blog gelangweilt – aber es ist ja schließlich meine Reise, und sie ist einzigartig.
Ich glaube nur nach wie vor, das Gleiche könnte man über München schreiben… Wir gucken nur nicht so schön hin, da wo wir wohnen. Meistens.
Denke sofort an meinen Geburtstag und den Botanischen Garten und stelle fest, dass ich da auf Reisen war, ordentlich geguckt hab und sehr viel Spaß hatte.
So und nu Wurscht ob dieser Philosophiererei.
Ich hab den Tag der Toten erlebt. Ganz anders, als ich dachte. Und nachdem ich drüber nachgedacht hab (…), fand ich es sehr passend.
Angefangen hat die Party mit fröhlichen Umzügen schon am 30. Und am 31. in Oaxaca – da wollte ich ja mal ursprünglich die Feiertage zubringen und der gute Feier-Ruf eilt der Stadt wohl zurecht voraus.
Gleichzeitig hatte es etwas von – na ja, weiß auch nicht. Touris, Touris, Touris. Und viel Show. Und a bisserl enttäuscht war ich vom fehlenden Mittanzen. Nur die im Umzug mitlaufenden Leute haben getanzt, während der Rest geguckt hat – oder photographiert hat. Ich fand mich in der letzten Kategorie wieder und hab mich dabei erwischt, wie ich andere Menschen um ihre Kamera beneidet hab.
Ehrlich. Wo leben wir denn? Ich mochte Frida Kahlos Haus schon allein deswegen, weil Photos drinnen soviel extra gekostet haben, dass das praktisch niemand gemacht hat. Während in den anderen Museen Menschen aller Herren Länder mit Abphotographieren beschäftigt waren – manchmal bis oft mehr als mit Gucken. Und neben Gucken gibt’s ja auch noch auf-sich-Wirken-Lassen. Ich find’s schon toll, wenn ich mein Photo vom jadebesetzten-Totenkopf hab, aber es ist auch nur ein Abdruck des echten Eindrucks, der mich beim Erleben des Moments mit auf eine Reise genommen hat…
Hab im Café in – äh – ich glaub Oaxaka?? – einen Artikel zum Thema gelesen. In der Zeitschrift von Mexiko Airlines (oder so ähnlich) – toll, weil die Artikel waren auf Englisch und Spanisch… Der Artikel hat die Kommerzialisierung der Kunst diskutiert. Und wie wir Kunst konsumieren, wenn wir Zeug mit z.B. Aufdruck von Mona Lisa – oder Frida Kahlo (hier wirklich so unglaublich in, dass ich’s nicht mehr schön finde, mach einer ein Kreuz im Kalender) – kaufen. Weiß gar nicht mehr, was das schlaue Ergebnis des Artikels war – gefallen hat mir, dass er gesagt hat, dass der direkte Eindruck eines Kunstwerks nicht zu reproduzieren sei. Was für mich stimmt.
Kein Photo vom Regen- und Donnergott Tlapoc bringt rüber, wie er da in echt vor sich hingrummelt. Hab jetzt schon zweimal die Geschichte gehört, wie beim Umzug des großen Steins Tlapoc ins jetzige antropologische Museum in D.F. die Post abging – die Geschichte ist so gut, dass ich beschlossen habe, dass sie stimmen muss. Also…..
Die Stadt hat den Umzug nachts organisiert. Und weil Tlapoc in dieser Ausführung übergewichtig ist, haben sie ihn nachts umgezogen. Weil sonst kein Sterblicher mal kurz den Verkehr in D.F. lahmlegen kann…. Mitten in der Nacht fahren also drei Lastwagen nebeneinander zusammengebunden mit Tlapoc auf den Schultern durch die Stadt Richtung Museo Antropologico. Und der Himmel öffnet seine Schleusen und es regnet und regnet und regnet………….
Da können die katholischen Prozessionen dann doch nicht mithalten. Oder heulende Jungfrauen.
Dafür vielleicht mexikanisch-katholische Kirchen. Zumindest solche, die so tun, als ob sie katholisch sind… (immer schön auf die Symbole achten – wer steht im Mittelpunkt? Die Sonne!)
Die letzte mir das erzählende Person sagte, es gäbe ein Video auf Youtube. War ja klar. Wäre ich jetzt gerade online… Aber so stelle ich es mir einfach vor und finde es hinreißend.
(Hab eben geguckt – es waren zwei Laster 1964 und es sieht sehr trocken aus…. Na egal)
So. Tag der Toten.
Also Oaxaca wie gedacht – Kostüme, wandelnde Skelette,
Mariachi-Bands, die jeweils den nächsten Umzugs-Abschnitt anführen – im Zweifel verkleidete Kiddies der lokalen Schule (das waren die Umzüge tagsüber schon am 30. Und mein persönlichen Favoriten).
Aber auch ein paar unglaublich stolze Frauen und Männer in Lokalkolorit-Kostümen, die getanzt haben. Die hatten das raus mit Einfach-und Doppeldrehung – genaugenommen waren sie im schönen Zustand der Dauerdrehung. Vielleicht hilft Stolz gegens Schwindeligwerden? Muss ich mal testen.
Trotzdem hatte ich von Oaxaca genug und hab mich grefreut auf San Cristóbal. Wirklich doof dort war das ansich ganz nette Hostel – aber zwei Abstriche, die deutlich gegen Weiterempfehlung sprechen – an ein paar Ecken zu versifft, keine tolle Ausflugsberatung – und andauernd schleifendes oder ganz aussetzendes Internet. War auch nicht besser, als die neue Elektro-Versorgung erkennbar wieder in der Wand verkabelt und zementiert war… Bin dann Internet-fremdgegangen im Café, um in Ruhe meine nächsten Übernachtungen zu buchen – das fand ich nervig.
San Cristóbal war dagegen nur sehr versprenkelt verkleidet, trotz ordentlich Stimmung in der Nachbarkirche ums Eck vom Hostel – Böller (hauptberuflich laut) ab 6h30 morgens, zusammen mit Kirchenglockengetöse.
Ich liebe die Kirchenglocken hier – weil man die meistens von Hand bedient. Find das toll. Wieso machen wir das in Deutschland nicht mehr? Neeein Arbeitskraft zu teuer ist hier ja wohl kein valides Gegenargument – jeder guter Tourist – und davon hat München doch wohl genug – würde sofort gegen Bezahlung die Kirchenglocken klingeln. Rhythmisch vielleicht ein Risiko, aber ich fänd das toll. Stellt Euch mal vor – einmal in der Frauenkirche – wumms und dann klingelt’s. Ich wollte bei der Nachbarkirche noch nachfragen, ob ich mal darf… aber die Gesundheit hat mich dann doch mehr beschäftigt.
Während mein Magen so vor sich hinkämpft, seit gestern mit lokalen Probiotica unterstützt – seitdem ist erstaunlicherweise Ruhe (ansich doch logisch, oder? – böse mexikanische Bakterien bekämpfen mit guten mexikanischen Bakterien!) un die Tamales eben habe ich mit ziemlichem Appetit in mich hineingespachtelt. Was immer der beste Türöffner für Gespräche mit den Locals ist – ich versteh das, mir ist auch sofort jeder sympathisch, der für Tamales schwärmt.
Obenauf hab ich’s geschafft, mich in Cristóbal zu verkühlen. Trotz Wulli. Wulli ist nämlich doch etwas schwer und war nicht mit zu meinem Ausflügen. Die gegen Ende aufm Friedhof schön gruselig kalt waren und dann war die Nacht im Hostel-Zimmer trotz 4 Decken soo kalt, dass ich um kurz vor eins aufgestanden bin und Leggings, Socken und Fleece-Pulli zusätzlich angezogen hab. Letzte Nacht hab ich noch Wulli über alles drüber gebettet und fand’s richtig kuschlig 🙂
Anyhow. Wullilos bin ich zum Cesar-Ausflug aufgebrochen. Cesar wird einem empfohlen, der braucht keine extra-Werbung weil alle, die’s kennen, wissen & empfehlen, dass es gut ist. So wie Aufstellungen bei Hanna… Treffpunkt ist formschön jeden Morgen um 9h30 am Platz vor der Kathedrale am Holzkreuz. Cesar spricht Englisch. Und für 200 Pesos biste dabei…. Soviel zum Reiseführer-Tipp.
Cesar war auch fitter als mein Hostel und hat uns aufgeklärt, dass San Cristóbal nur tagsüber feiert. Weil —- es lebe der mexikanische Pragmatismus, dem ich nur beipflichten kann —- nachts ist es zu kalt. Und so war den besseren Teil des Tages mein Ausflug in zwei Nachbardörfer, die beide indigen sind (was wichtig ist, denn sie haben auch entsprechend eine Selbstverwaltung), gewidmet. Da Cesar fit ist, habn wir in Chamula – das Dorf, auf dass ich wegen der Kirche so scharf war – erstmal den Friedhof besichtigt.
Das war unglaublich. Vor einer alten Kapelle (mehr Ruine, ich hielt das aber erstmal für die Kirche) war ein Menschenauflauf der Indigenen – allesamt in traditioneller Tracht, denn sie nehmen das so ernst wie früher meine Ami-Highschool die Schuluniform – ohne gehörst Du nicht dazu.
Die Lokaltracht in Chamula (San Juan die Chamula) ist ein Stoff, der aussieht wie viel betretener Flokati – entweder in schwarz oder in weiß. Das ist wetterabhängig – weiß hat keine Ärmel, schwarz hat lange Ärmel. Keiner friert hier gern… (übrigens sind die Einheimischen stolz drauf, dass es hier so kalt ist, hat mir der Taxifahrer erläutert – der sagt dann sowas wie „ich mag keine Hitze, Palenque mit 35 Grad – pff“ – ich sag dann sowas wie „Sie könnten ideal in Deutschland leben!“)
Die Männer vor der Kapelle trugen größtenteils Cowboy-Hut, die Frauen Tuch, aber Kopf frei… Und dann hab ich erkannt, dass der große Partyplatz der Friedhof war. Chamula ist speziell, weil sie ihre indigenen Riten noch pflegen – das war so wie ein antropologisches Museum in Echt.
So ich pack mal den PC ein, glaub wir kommen an. Hab heut nix vor – um die Halsentzündung auszukurieren. Wo’s endlich warm ist, kann ich mal am Pool draußen sitzen, ha, und Wifi hat mein Hotel auch, hahahaha!
Und jetzt packe ich den PC wieder aus… so wie die Senoras neben mir ihre Chips-Vorräte – wir stehen im Stau und irgendwie dachte ich, wir würden schon vor ner Stunde angekommen sein… Na egal, gemütlich isses.
((und ich hab noch Kekse irgendwo im Rucksack – oder mindestens Kekskrümel))
Back to Chamula.
Cesar hat uns erstmal Zeit gegeben, um auf dem Friedhof rumzuschlendern. Das wollte ich natürlich tun. Und wusste erstmal nicht, wie.
Chamula begräbt die Toten unter Erdhügeln, die sich über ihren Hügel zum nächsten Grab abgrenzen. Die Gräber sind nicht bepflanzt, und überall auf den Gräbern saßen oder knieten Leute. Grabsteine gab’s da nicht, sondern Holzkreuze – ähnlich wie in Äthiopien in vorchristlicher Symbolik, mit Kreisen und Blumen – also ich hab selten so schöne Kreuze gesehn – die haben nicht mehr viel von Kreuzigung sondern ihren ganz eigenen Charakter, in den das Fröhliche einfließt.
Wundere mich, dass dieses Fröhliche so wenig aus den alten Kulturen spricht – die sind so hauptsächlich kriegerisch. Aber bei uns ist das wahrscheinlich nicht anders, bis auf Asterix fallen mir spontan auch keine fröhlichen Zeugnisse der Germanen ein…..
Rumlaufen auf dem Friedhof also – es gibt da nämlich keine Wege. Ich hab dann wie immer geguckt, wie der Rest der Welt das macht (z.B. diverse Mariachi-Bands) – und siehe da, die sind einfach über die Gräber gelaufen. Da das mehr was von nem frisch umgepflügten Acker hatte, war das für mich echt seltsam. Dieses Gefühl, über rötliche Erde und Grabhügel und Körper darunter zu laufen – und das dann auch noch über ein Bett von Piniennadeln, mit denen die Gräber bestreut wurden, plus die gelben Blumen obenauf – ich kann das nicht beschreiben.
Hab genutzt, dass ich allein bin, denn so hatte ich die volle Wirkung, in Begleitung hätte ich’s glaub leicht zerredet.
Die Menschen in dieser betonten Anders-Zugehörigkeit in ihren Trachten, auf den Gräbern sitzend, waren beschäftigt, die Gräber mit Blumen zu bestreuen. Oder mit den Piniennadeln. Auf den Gräbern haben sie Kerzen angezündet, die beim Herunterbrennen ein Loch in die Piniennadeln gebrannt haben, so dass der Duft sich ausgebreitet hat. Sie haben Opfergaben vorbereitet – Getränke, Orangen, und noch ein paar Speisen. Und Posch (ich weiß nicht, wie man das schreibt, merke es mir aber über die Spice Girls….), der lokale Schnaps. Ganz wichtig: Opfergabe Coca-Cola und Pepsi. Weil die Himmelsrichtungen bei den Chamula-Leuten (hat wohl die stärkste Ähnlichkeit mit den Maya) mit Farben gekennzeichnet waren, und der Süden, wo die Unterwelt liegt, ist schwarz. Genau wie Coca-Cola. Wichtig beim Opfern: Die Flasche ÖFFNEN. 1-2 Tage später darf man das auch trinken, aber die Essenz trinkt der Tote. Oder isst…
Mit den Piniennadeln und den gelben Blumen bzw. deren Blätter wird den Toten der Weg gewiesen, damit sie die Lebenden besuchen können.
Die ganze Familie kommt und schmückt das Grab. Mit Blumensträußen beladen und Säcken oder Säckchen mit den Piniennadeln plus in Tüchern auf den Rücken eingebunden alles an Essen & sonstigen Dingen, die das Familienpicknick so braucht.
Inklusive monströser Mengen an Plastikgabeln… und Müll, die sich formschön über den Friedhof verteilen und Touristen in der Photo-Ästhetik stören. In dem Fall nicht so schlimm, denn die Chamula-Leute glauben, dass ein Photo ihre Seele einfängt und verbitten sich deshalb die Photos – bis auf generelle Aufnahmen von weiter weg. Was ich respektiert habe. Hab’s auch genossen, so photolos und frei von Doku-Verpflichtung….
Toll fand ich, dass die Kinder auf den Kreuzen saßen. Also den Grab-Kreuzen. Und die Holzkrueze… je nach Farbe ist das Alter des Toten gekennzeichnet – schwarz für Erwachsene, weiß für Kinder, blau für Kinder und – ich glaub ich werf alles durcheinander. Weiß nicht mehr, was grün war… Jedenfalls haben die Kreuze höchstens das Jahr des Todes, selten Tag und so gut wie nie Geburtsdatum. Dafür steht Senora oder Senorita mit drauf…
Ziemlich viele Leute waren schon ziemlich besoffen – das war etwas seltsam (inklusive wie aus dem Bilderbuch ein seinen Rausch auschlafender Mann an den Grabhügel gekuschelt), und wenn ich jetzt die ganzen Infos hier aufschreibe, die der Führer uns gegeben hat – wird das zuviel. Selbst für meine Verhältnisse… Die Chamula-Leute haben ihre eigene Verwaltung und ihre eigenen Gesetzte, genau wie sie nicht auf Sommerzeit umstellen, wie es der Rest von Mexico zeitgleich mit Deutschland getan hat (nur ich hab’s verpasst, aber dafür hab ich ja den Apfel dabei, der hat mich aufmerksam gemacht…). Argument von Chamula, finde ich persönlich toll, Zitat Guide: „The government cannot change time. Only God can do that.“…..
Und dann waren wir in Chamula in der berühmten Kirche.
Die konnte gegen den Friedhof nicht mehr wirklich anstinken, und die Schamanen haben an diesem Feiertag auch keine extra-Riten ausgeführt (es gab also keine abgeschlachteten Hühner zu sehen, was ich jetzt auch nicht so schlimm fand), weil alles aufm Friedhof war. Trotzdem gehört die Kirche mit zum Beeindruckendsten, was ich gesehen hab. Die katholischen Heiligen, die sie fast alle übernommen haben, mit Spiegel auf der Brust, weil das bei Umzügen die Sonne reflektiert und damit dem alten Maya-Glauben nahekommt. Genauso, wie es den Betrachter reflektiert, hab ich mir dazu gedacht, und mochte die Heiligen… Die werden auch – wie generell in Mexiko – alle immer ganz schick angezogen. Hab mich ja fast in Jesus verliebt, weil er da hing in einer Kirche in Cristóbal mit Lendenschurz pink, gold bestickt, und mit Blümchen seitlich an der Hüfte – wirklich schick.
In Chamula waren die Heiligen nicht so leicht bekleidet, und Jesus war nur gemalt in der Kuppel vorn am Altar – dafür mit der Sonne hinter sich. Und neben sich Jaguar, Ochse und noch ein Tier – auch die alten Maya-Symbole.
Die Kirche ist nicht mehr katholisch, der letzte Priester hat sich in den 60gern am lokalen bewundernswerten Stursinn die Zähne ausgebissen. Entsetzter amerikanischer Tourist in der Reisegruppe: „Catholics were expelled, but why???!“. Guide: „Because they would not stop to impose their belief on the locals and did not accept local beliefs, which is why they were expelled“.
Die katholische Kirche gibt allerdings nicht auf – Cesar hat uns kopierte Flyer gezeigt, wo die lokale Bevölkerung drauf hingewiesen wird, wie sie sich selbst retten kann. Da kommt doch Freude auf.
Die Kirche war wie ein großer Saal, auch mit Musik, und geschwängert von Weihrauch, der genau in Gefäßen wie im antropologischen Museum aus Ton und auf drei Beinen auf Holzkohle verweihräuchert wird. Die gewählten „Leaders“ waren anwesend, genau wie glaube ich ein paar „spiritual leaders“, und vorne in der Kirche haben sie wie aus dem Terroristen-Bilderbuch Sprengkörper selbst gebastelt. Also ansich Feuerwerksböller, aber das Ding sieht aus wie ne schwarze Blechdose mit Loch oben, und wenn ich richtig geglotzt habe, haben wie Pulver oben reingeschüttet zur Vorbereitung. In der Konsequenz steht dann ein mutiger Chamula-Mann aufm Kirchplatz, hält den einen Arm hoch und zündet mit dem anderen ne Zündschnur oder sowas. Dann streckt er den Arm so weit weg wie geht und malt den Ausdruck von Todesverachtung auf sein Gesicht.
Und dann macht es Bumm. Meine Reaktion war ne Mischung aus 1m Hochhüpfen vor Schreck, Unglaube und Lachen… Das Bumm ist dreimal so fies wie der normale mexikanische Böller, der zu jeder fiesta-ähnlichen Gelegenheit in die Luft geschossen wird, allerdings wie ein klassischer Feuerwerkskörper, d.h. er explodiert weiter oben am Himmel.
Der Chamula-Böller hingegen explodiert und lässt den tapfer ausgestreckten Arm seines Verursachers einen halben Meter nach oben schnellen, bevor der Arm wieder wie durch ein Wunder fest angewachsen wortwörtlich zur Ruhe kommt.
Na ja. Die Stimmung in der Kirche werde ich mein Lebtag nicht vergessen. Sowas hab ich zum letzten und einzigen Mal in Äthiopien gesehn, und ich hab nicht damit gerechnet, dass es sowas hier noch gibt.
Am nächsten Tag bin ich, weil ich’s so spannend und vor allem mit Cesar auch super informativ fand (plus seine wertvollen Infos zu wie verhält man sich und wie nicht – das blickt ohne Hilfe kein westlicher Mensch), gleich zur nächsten Tour mit. Die ging nach Romerillo, diesmal mit Raul als Guide, der Spanisch gesprochen hat, und mit einem Haufen amerikanischer Touristen, die ich alle schon kannte (von der Busfahrt oder der 1. Tour), und die teilweise übersetzen konnten. Romerillo lebt auch nach Chamula-Regeln, hat aber einen Spezial-Friedhof. Mit großen übermannsgroßen Kreuzen auf der Hügelhöhe des Friedhofs, für jede Chamula-Gemeinschaft (es gibt so um die 22…) eins. Geschmückt mit Pinienzweigen und den gelben Blumen. Plus die Gräber – erdhügelig wie in Chamula, aber mit Brettern obendrauf. Dicke, direkt aus dem Holz gehaune Bretter. Das sind Türen… Durch die Türen kann man mit den Toten sprechen, und tatsächlich haben wir ein paar Gräber gesehen, wo die Bretter daneben lagen, geöffnet. Und ein Grab, an dem eine Familie um die geöffnete Tür herum saß und mit dem Toten gesprochen hat.
Da das gestern war, also am 2.11., sah der Friedhof zwar auf den Gräbern geschmückt da beblumt aus, aber überall lag Müll herum – wirklich in rauhen Mengen. Da kommt wohl nochmal ein Putztrupp, hat der Guide behauptet, aber nicht am 2.11., weil da alle noch ihren Schwipps ausschlafen.
Tja. Und am 1.11. bin ich nachmittags – nachdem mir klar war, dass abends nicht viel passiert, noch auf den ganz normalen Friedhof von Cristóbal gepilgert (mit Taxi…), um zu gucken. Da haben die Gräber Häuser, keine Hügel, und die sind bunt angestrichen und sehen aus wie eine kleine mexikanische Hübsch-Stadt. Und alles voller Blumen. Und immer noch voller Menschen, die mit Blumensträußen und Essen bepackt, ihr Familienritual am Durchführen waren.
Bewegt haben mich die Gräber ohne Deko. Weil keine Familie mehr da ist? Und die ausgeschlossenen Toten. Das Bewusstsein dafür fehlt, ich hab ein paar Mal gezielt versucht, nachzufragen. Die Altäre zum Dias de los Muertos haben meist Bilder der Verwandten – meistens die, die als letztes gestorben sind. Aber in dem einen Dorf haben wir eine Familie besucht (es gab Tücher zu kaufen…. dafür aber auch frisch gebackene Tortillas, köstlich!),
und vor ihrem Altar standen fein säuberlich 7 kleine mexikanische Stühle. Für jeden Toten. Und Essen, genau sieben Mal, sieben Orangen, sieben Schüsseln mit Tamales und sonstwas, …. Wie bei Schneewittchen. Und ich hab gefragt, wie weit das denn zurück geht. Und ich frage mich, wer entscheidet, wer hier einen Stuhl kriegt und wem wird einer verweigert. Wir reden hier über mexikanische Großfamilien, da sind sieben Stühle doch nicht wirklich viel?
Habe mir vorgenommen, meinen eigenen barbarischen Kult einzuführen – germanisch angehaucht und dann wohl nächstes Jahr… Und ein ähnlich schönes Ritual durchzuführen wie die Mexikaner es tun – und dabei meiner Familie zu gedenken, die schon tot ist. Und zwar aller. Macht jemand mit….? Vielleicht opfere ich auch Coca-Cola und die passende Musik (von mir verstanden bei einer Mariachi-Band auf dem allgemein-Friedhof, dem Panteon: „la vida es corta“….) findet sich auch.
Am meisten bewegt hat mich das Laufen auf der Erde mit den Toten unter mir. Wie eine Metapher für unser Leben.
alles das hier ist schon der Oberhammer!!